Donnerstag, 19. Mai 2011
HAMBURG – 82 Prozent der Deutschen halten die geplanten Vereinfachungen für die Riester-Rente, die unlängst von der Bundesregierung beschlossen wurden, für unzureichend. Nur 16 Prozent glauben, der Gesetzentwurf der Bundesregierung mache die staatlich geförderte Privatrente deutlich verbraucherfreundlicher. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Beratungsgesellschaft Faktenkontor und des Marktforschers Toluna unter 1.000 Bundesbürgern.
Die Änderungen der Riester-Rente waren schnell beschlossen worden, nachdem die zentrale Zulagenstelle von 1,5 Millionen Sparern staatliche Zulagen ganz oder teilweise zurückgefordert hatte, weil die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt waren. Insgesamt sollen die Rückforderungen rund eine halbe Milliarde Euro betragen. Betroffen sind vor allem Frauen, die nach der Geburt eines Kindes unmittelbar förderberechtigt geworden sind und daher mindestens einen Eigenbeitrag in Höhe von 60 Euro pro Jahr leisten müssen, um Anrecht auf die Zulage zu haben. Um solche Fälle künftig auszuschließen, müssen ab 2012 alle Riester-Sparer einen Mindestbeitrag von 60 Euro einzahlen.
Außerdem sollen Riester-Sparer darüber informiert werden, wenn sie keinen ausreichenden Eigenbeitrag geleistet und damit ihren Zulagenanspruch verwirkt haben. So erhalten sie die Möglichkeit, den erforderlichen Eigenbeitrag nachzuzahlen. Die Bundesregierung verspricht ein unbürokratisches Verfahren. Betroffene Riester-Anleger müssen lediglich die Beiträge auf ihren Riester-Vertrag einzahlen und ihrem Anbieter Bescheid geben, für welche Jahre diese Zahlungen bestimmt sind. Um alles andere sollen sich die Anbieter der Riester-Verträge und die Zulagenstelle kümmern. Die Zulagenstelle werde die zurückgeforderte Zulage dann automatisch auf den Sparvertrag des Betroffenen zurückzahlen, teilte die Bundesregierung Anfang Mai mit.
Den geplanten Neuerungen stehen der Umfrage zufolge die Sparer skeptisch, aber nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber. So sind 38 Prozent unsicher, ob sie künftig tatsächlich wie geplant automatisch informiert werden, wenn sie einen Eigenbeitrag leisten müssen. 29 Prozent der Befragten glauben daran, dass die automatische Benachrichtigung funktioniert. Insgesamt ist jedoch nicht einmal jeder siebte Bundesbürger (15 Prozent) der Meinung, dass die von der Bundesregierung beschlossenen Änderungen das verlorene Vertrauen in staatlich geförderte Privatrenten wieder herstellen. Als im April bekannt wurde, dass durch die Riester-Rente gezahlte Zulagen zurückgefordert werden sollten, wurde das Vertrauen in das Modell augenscheinlich nachhaltig beschädigt.
portfolio international update 19.05.2011/kmo